GLOSSAR

Dieses Glossar erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es repräsentiert vor allem die Begriffe, die in der Workshopreihe MUSIKALISCHES GRUNDWISSEN verwendet werden. Sie können zur Vervollständigung beitragen, indem Sie über das Kontaktformular weitere Begriffe nennen, die Sie gerne erklärt haben möchten.

Cent
Maßeinheit für die Feinverstimmung von Tönen. Ein Halbtonschritt im Zwölftonsystem entspricht 100 Cent.

chromatisch
bezieht sich auf die gleiche Klangfärbung von Halbtonschritten im wohltemperierten Tonsystem, das aus 12 genau gleichen Halbtonschritten innerhalb einer Oktave besteht.

diatonisch
charakterisiert ein Tonsystem, in dem Tonleitern aus zwei verschiedenen Tonschritten aufgebaut sind: aus Halb- und Ganztonschritten. Innerhalb einer Oktave werden diese zu 7 Tonstufen kombiniert. Mit der Einführung der wohltemperierten Stimmung dient der Begriff auch zur Unterscheidung des diatonischen (nicht wohltemperierten) vom chromatischen (wohltemperierten) Tonsystem. In dem Falle weist "diatonisch" auf nicht wohltemperiert gestimmte Intervalle mit den Frequenzverhältnissen der Partialtonreihe hin.

Dissonanz
"Missklang", oder besser: tonale Reibung, die sich verstärkt, je komplexer die mathematische Beziehungen zwischen den Frequenzen gleichzeitig erklingender Töne wird (siehe auch Konsonanz).

Dominante
abgeleitet von "Dominanz" (= Vorherrschaft). In der Musiksprache bezeichnet Dominante ein Formelement (Ton, Tonfolge, Akkord) mit besonders starker Spannung, zu einer Auflösung in einen stabilen Ruhezustand ("Tonika") drängend.

Flageolett
Durch Auflegen eines Fingers auf die Saite eines Zupf- oder Streichinstruments an einem Punkt, der genau auf der Hälfte, einem Drittel, Viertel, Fünftel usw. liegt, entfaltet die Saite ihre Schwingungen um diesen Punkt herum. Je nach Berührungspunkt schwingt die Saite dann in ihren Teilabschnitten in einer ganzzahlig vielfachen Frequenz des Grundtons.

FM-Synthese
Klangsynthese durch Frequenzmodulation. Dabei wird ein Sinus-Oszillator mit einer Trägerfrequenz ("Carrier") durch einen oder mehrere andere Sinus-Oszillatoren ("Modulator") überlagert bzw. moduliert. Die auf diesem Wege erzeugten und durch Volumen-Hüllkurven zeitlich variierbaren harmonischen Oberwellen stellen eine einfache digitale Alternative zur "klassisch analogen" (auf verschiedenen Wellenformen und Filtern beruhendenden) Klangsynthese dar.

Funktion (harmonische)
Akkord oder Harmonie mit charakteristischem Spannungsverhältnis zum tonalen Zentrum (Zentraltonart). Wichtige harmonische Funktionen in der klassischen Harmonielehre werden als Dominante (labil, zur Auflösung drängend), Subdominante (halb stabil, Vorstufe zur Dominante) und Tonika (stabil, Zentraltonart oder deren Parallele). Harmonische Funktionen können von verschiedenen Akkorden erfüllt werden, die untereinander austauschbar sind (siehe Substitut).

Funktionsharmonik
beschreibt den Ablauf harmonischer Funktionen (siehe Funktion) in einem Musikstück oder in Teilen davon. Das Interesse gilt hierbei weniger den konkreten Akkorden als mehr den funktionalen Beziehungen bzw. der funktionalen Bedeutung der Akkorde oder Tonmaterialien.

Hüllkurve
zeitlicher Verlauf der Lautstärke (Intensität, Amplitude) einer Schwingung

Intervall
Zwischenraum, im musikalischen Sinne der Abstand zwischen zwei Tönen.

Ionisches System
siehe Kirchentonarten

Kadenz
Standard-Abfolge harmonischer Funktionen in bestimmten Musikstilen (z. B. klassische Kadenz mit harmonischen Funktionen wie Tonika, Subdominante, Dominante oder Jazz-Kadenz = "II-V-I-Progression" etc.), ein Grundbaustein musikalischer Formen

Kirchentonarten
auch Ionisches System, systematisiert die Bezeichnungen für diatonische Skalen, die alle aus den gleichen Tönen bestehen, aber von jeweils einer anderen Tonstufe dieser Tonreihe als Grundton ausgehen (siehe auch Modus). Ausgangspunkt ist die reine Durtonleiter (Ionische Skala).

Komplementär-Intervalle
Intervalle, die sich in ihrer Summe zu einer Oktave ergänzen

Konsonanz
"Mitklang" oder "harmonischer Zusammenklang", das Gegenteil von Dissonanz. Je kleiner die ganzen Zahlen sind, mit denen sich das Frequenzverhältnis zwischen zwei Tönen darstellen lässt, desto konsonanter ist deren Zusammenklang. Beispiel: Eine Quinte (3:2) ist deutlich konsonanter, als eine große Septime (15:8).

modale Systeme
Systeme aus mehreren Modi einer bestimmten Skala (siehe auch Kirchentonarten bzw. Modus)

Modus
auch Mode (engl.), mehrz.: Modi bzw. Modes
bezeichnet den Bezug einer (diatonischen oder pentatonischen) Skala zu einer ihrer Tonstufen als Grundton - siehe auch Kirchentonarten.

Naturtonreihe
gleichbedeutend mit Partialtonreihe

Obertonreihe
gleichbedeutend mit der Partialtonreihe, allerdings zählt hier der 2. Partialton als 1. Oberton. Der Pedalton wird, im Gegensatz zur Partialtonreihe, nicht mitgezählt (siehe auch Abbildung). Im Englischen wird OVERTONE allerdings meist mit Naturton bzw. Partialton gleichgesetzt und dementsprechend nummeriert, da PARTIAL TONE als Begriff kaum gebräuchlich ist.

Oktave
Intervall, das durch Verdopplung einer Frequenz entsteht

Partialtonreihe
oder Teiltonreihe. Der Begriff entspringt der Teilung eines schwingenden Körpers, wodurch ein ganzzahliges Vielfaches der Grundfrequenz entsteht (vgl. Flageolett).

Quintenzirkel
ein Schema, vergleichbar dem Zifferblatt einer Uhr, in dem der Grundton (einer Tonart) mit jedem Schritt im "Uhrzeigersinn" um eine Quinte höher liegt (entgegen dem Uhrzeigersinn also je eine Quinte tiefer). Der Ton C bzw. die Tonart C-Dur stehen dabei in der "12-Uhr"-Position.

Substitut
Ersatzakkord. Eine harmonische Funktion kann durch verschiedene Akkorde erfüllt werden. Insbesondere in der Jazz-Improvisation wird dieser Umstand genutzt, um vorgeschriebene Akkorde durch andere zu ersetzen, ohne dabei die harmonische Funktion zu verändern.

Subdominante
harmonische Funktion in einer Kadenz mit 4. Stufe (Quarte) der Tonika-Skala als Grundton.

Tonika
harmonische Funktion, die den stabilen Zustand, das zeitweilige oder dauerhafte tonale Zentrum (Zentraltonart) eines Stückes oder eines Abschnitts in einem Stück bezeichnet.

Tritonus
abgeleitet von "3 Töne", Intervall, das durch drei aufeinanderfolgende Ganztonschritte entsteht.

Voicings
mehrstimmige Klänge (Akkorde), deren Töne (Stimmen) auch in bezug auf Oktavlage genau festgelegt sind - im Unterschied zum abstrakten Akkordsymbol.

wohltemperiert
Anpassung der Tonfrequenzen im europäischen Tonsystem, die zu 12 gleichen Halbtonschritten innerhalb einer Oktave führt.

© 2001 by Wolfgang Fiedler